Böllerschützen
Sie lassen es krachen
Immer, wenn das Signalhorn ertönt, wissen alle:
Jetzt wird es laut. Es gibt nur wenige, die sich nicht die Ohren zuhalten, wenn das Kommando für eine Reihe oder einen Salut gegeben wird. Trotzdem ist der Jubel groß, wenn die Rumbecker Böllerschützen es mit ihren ohrenbetäubenden Geräten im wahrsten Sinne des Wortes krachen lassen. Auch wenn die Tradition erst knapp 20 Jahre alt ist, ist sie aus dem Ablauf des Schützenfestes gar nicht mehr wegzudenken.


Die Gründung
Die Anfänge der Böllerschützengruppe gehen auf die frühen 2000er-Jahre zurück. Damals bereiteten sich Edgar Teschner und Willi Koch auf das bevorstehende Ende ihrer langjährigen Vorstandsarbeit vor. Durch ihre Ämter hatten beide viele Jahre einen geregelten Ablauf während des gesamten Festes, hätten sich nach ihrem Ausscheiden aus dem Vorstand aber ohne Amt wiedergefunden. Der damalige stellvertretende Schützenoberst und der zweite Geschäftsführer wünschten sich deshalb eine neue Aufgabe in geselliger Runde. Willi Koch hatte dann die im wahrsten Sinne des Wortes zündende Idee:
Er war schon damals begeistert vom Böllerschießen, wie es insbesondere in Bayern und Österreich bei vielen Festlichkeiten stattfindet.
Zwei weitere Mitglieder - Klaus Freier und Heiko Ihme - ließen sich sofort für diese Idee begeistern. Zu den weiteren Gründungsmitgliedern gehörten später Klaus Middel, Manfred Reiter, Frank Rothe und Rainer Braun. Es stellte sich aber die Frage, was als Nächstes zu tun war, damit aus der Idee auch tatsächlich eine Böllerschützengruppe innerhalb der Schützengesellschaft Rumbeck-Stadtbruch werden konnte. Eine Internetrecherche ergab die Lösung:
Der Erwerb eines Böllers stellt grundsätzlich kein Problem dar, jedoch sind ein Lehrgang für den Betrieb des Böllers und den Erwerb des Schießpulvers erforderlich.
Die Ausbildung
Den ersten Schritt, um die gesetzlichen Voraussetzungen für das Böllerschießen zu erfüllen, unternahmen Klaus Freier und Heiko Ihme. In der ersten Euphorie der Idee nahmen sie bereits im Jahr 2004 an einem Lehrgang teil. Ein Aufruf der Schützenbruderschaft St. Hubertus Müschede ermöglichte es den weiteren Gründungsmitgliedern, ebenfalls einen Ausbildungslehrgang zu belegen. Voraussetzung für die Teilnahme waren eine vom Schützenverein ausgestellte Bedürfnisbescheinigung und eine Unbedenklichkeitsbescheinigung der Polizei. Inhalte des Lehrgangs sind der Umgang mit Schießpulver und die zu beachtenden Sicherheitsvorschriften. Dabei geht es unter anderem um die Handhabung und Lagerung des Pulvers, den Ladevorgang als solches und die Abstandsregeln beim Böllerschießen. Alle Teilnehmer absolvierten die theoretische und praktische Prüfung mit Erfolg und erhielten das „Lehrgangszeugnis über den Grundlehrgang für den Umgang mit Böllerpulver zum Böllerschießen".
Nach der Ausbildung stellte sich die Frage nach der Ausrüstung. Bei den in Rumbeck genutzten Böllern handelt es sich um Hand- und Schaftböller, die inklusive des notwendigen Zubehörs einen vierstelligen Betrag kosten.
Als die Geräte angeschafft waren, wurde im Jahr 2005 schließlich die Böllergruppe als Unterabteilung der Schießsportgruppe gegründet.
Das Böllerpulver unterliegt dem Sprengstoffgesetz, deshalb muss jeder Schütze zu Hause seine Unterlagen für eine Prüfung durch die Ordnungsbehörden parat haben. Der Erwerb des Schießpulvers unterliegt sehr strengen Regeln. Aus diesem Grund muss jedes Gruppenmitglied ein Heft zur Dokumentation über den Verbleib und die Nutzung des Pulvers führen. Alle fünf Jahre muss der Böller geprüft und neu beschossen werden. Auch die Bedürfnisbescheinigung des Schützenvereins wird alle fünf Jahre erneuert.
Beim Start in jedes neue Jahr ist vor allem das erste Anschießen wichtig. Die Gruppe muss sich neu auf das Schießen einlassen, deshalb werden der sichere Umgang und die Verhaltensweise beim Schießen sorgfältig geübt. Jedes Schießen muss offiziell bei den Ordnungsbehörden gemeldet werden. Dafür ist die Angabe des Ortes und der Zeit sowie der Anzahl der Schützen erforderlich. Die Anzahl der Schüsse muss ebenfalls angegeben werden, wird aber letztlich von den Ordnungsbehörden vorgegeben.


Das Festjahr der Böllerschützen
Seit der Gründung hat sich die Zusammensetzung der Böllergruppe ein wenig verändert. Die aktiven Mitglieder der Gruppe bestehen im Jahr 2022 aus Edgar Teschner, Heiko Ihme, Rainer Braun, Markus Fischer, Alexander Müller, Uwe Bornemann, Dieter Vetter, Carlo Vormweg und Matthias Helber. Seit 2025 gehört auch Tim Schiffer zu den aktiven Mitgliedern. Passive Mitglieder – aber trotzdem stets zur Stelle – sind Manfred Reiter und Klaus Middel.
Nicht nur das Schützenfest der Schützengesellschaft Rumbeck-Stadtbruch, das die Gruppe am Samstagnachmittag unüberhörbar ankündigt, gehört zu den festen Terminen der Böllerschützen. Der erste Auftritt des Jahres erfolgt beim Rumbecker Schnadegang, darüber hinaus nimmt die Gruppe am Schützenfest in Muffrika teil. Das Schützenfest in Welver-Einecke war in den letzten Jahren vor Corona zudem ein gern gesehener Zusatztermin. Das beliebte Fest in dem knapp 150 Einwohner großen Ort bringt viele Schützen aus den unterschiedlichsten Richtungen zusammen und zeichnet sich vor allem durch seine Geselligkeit aus. Zum Jahresabschluss veranstalten die Böllerschützen einen Grillabend mit ihren Frauen, die das Engagement der Männer durch ihren Verzicht auf die gemeinsame Zeit mit ihnen erst ermöglichen.
Auf jedem Schützenfest in Rumbeck sind die Böllerschützen immer eine Attraktion. Bis 2023 gab Edgar Teschner das Kommando, seitdem führt Matthias Helber die Gruppe an. Wenn das Kommando ertönt, halten sich die meisten Anwesenden die Ohren zu und freuen sich dennoch auf die Schussfolge. Egal ob diese als Reihe, schnelle Reihe, von innen nach außen, von außen nach innen oder als Salut ausgeführt wird – nahezu alle sind begeistert und applaudieren den Schützen.